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Der nächste Ausfall: Azure Front Door

Front Door Logo

Der nächste Ausfall eines essentiellen Cloud-Dienstes, wieder sind tausende Unternehmen betroffen. Diesmal trifft es Microsoft’s Azure Cloud, konkret den Dienst Front Door, ein Content Delivery Network (CDN).

Was ist ein CDN?

Ein CDN ist ein Netzwerk von Servern, das geografisch verteilt ist und dazu dient, Inhalte (wie Bilder, Videos, JavaScript-Dateien usw.) an schneller auszuliefern, ohne damit die eigentlichen Anwendungsserver zu belasten.

Dadurch, dass statische Daten durch diese Server ausgeliefert werden, benötigt man folglich weniger Kapazitäten, um die eigentliche Anwendung zu hosten, gleichzeitig ist es möglich, die CDN-Server speziell für diesen Zweck zu optimieren.

Dazu kommt, dass CDN-Server in der Regel rund um den Globus verteilt sind, um möglichst schnelle Antwortzeiten zu ermöglichen.

Warum ist Front Door ausgefallen?

Laut Microsoft handelt es sich um DNS-Fehler, d.h. Hostnamen können nicht korrekt in IP-Adressen übersetzt werden. In der Folge ist ein Browser quasi nicht in der Lage, die Server anzusprechen.

Wie es dazu kam, ist zum aktuellen Stand noch nicht klar. Aktuell arbeitet Microsoft primär an der Fehlerbehebung, aber in den kommenden Tagen ist mit einem ausführlichen Bericht zu rechnen – ähnlich wie nach dem jüngsten Ausfall bei AWS, der unter anderm die Docker Registry lahmlegte.

Was empfiehlt Microsoft?

Microsoft rät tatsächlich dazu, die Daten über die sogenannten Origin-Server abzurufen, also quasi von den Servern, denen die CDN-Server eigentlich die Arbeit abnehmen sollen.

Das behebt natürlich zunächst das Problem, führt aber eventuell zu neuen Problemen – insbesondere dann, wenn diese Server nicht für den damit verbundenen Traffic ausgelegt sind. Im schlimmsten Fall wirkt das auf die Server wie ein DDoS-Angriff und sie brechen unter der Last zusammen.

Cloud-Abhängigkeit wird zum Problem

Die zunehmende Abhängigkeit von US-amerikanischen Cloudanbietern wird nicht nur aufgrund der politischen Rahmenbedingungen immer problematischer. Die konsequente und großflächige Nutzung führt auch dazu, dass von einem Ausfall der Dienste sofort eine enorme Menge an Dritt-Diensten betroffen sind.

Reflexhaft können man nun nach digitaler Souveränität und europäischen Clouds rufen, aber damit greift man zu kurz. Derartige Probleme – meist hervorgerufen durch menschliches Versagen – können auch bei anderen Anbietern auftreten. Darüber hinaus ist das eigentliche Problem nicht der Ausfall selbst, sondern die Abhängigkeit von derartigen Diensten an sich.

Eine Lösung kann, zumindest für manche Unternehmen, der Weg zurück in Richtung On-Prem und Selfhosting sein. Für wirklich große Unternehmen, die ihre Dienste weltweit anbieten und auf maximale Skalierbarkeit ausgelegt sind, ist das allerdings keine realistische Option.

Letztlich sollte dieser Ausfall aber unseren Blick dafür schärfen, dass zunehmende Abhängigkeiten auch zunehmend Probleme machen können und es immer einer individuellen Risikoanalyse bedarf.

Aus Bequemlichkeit auf Cloud-Dienste zu setzen ohne die Risiken betrachten darf keine Option (mehr) sein.